SPP 2330

Phagentherapie

Phagentherapie - Personalisierte Medizin

1. Identifizierung der Bakterien:
Zunächst wird der Krankheitserreger, also der Bakterienstamm, der die Infektion verursacht, durch Labortests identifiziert. Dies hilft bei der Auswahl der geeigneten Bakteriophagen, die diese speziellen Bakterien angreifen und infizieren können.

2. Isolierung und Aufbereitung der Phagen:
Die Bakteriophagen werden von einem Labor isoliert und aufbereitet. Dazu werden Phagen aus verschiedenen Quellen wie Abwasser, Wasser oder anderen Umgebungen, in denen sie natürlicherweise vorkommen, gesammelt und gereinigt. Phagen, die dann ganz spezifisch die Krankkheitserreger infizieren, werden angereichert und isoliert.

3. Herstellung von geeigneten Phagen:
Die Bakterienerreger werden kultiviert und in großen Mengen unter Verwendung geeigneter Wachstumsmedien und -bedingungen gezüchtet. Die Phagen werden dann unter Verwendung der kultivierten Bakterienerreger als Wachstumsmedium vermehrt. Die Phagen infizieren die schädlichen Bakterien, vermehren sich in ihnen und bringen diese schließlich zum Platzen, wodurch eine große Menge neuer Phagen freigesetzt wird. Die Phagen werden anschließend gereinigt, um Bakterientrümmer und andere Verunreinigungen zu entfernen.

4. Formulierung und Qualitätskontrolle:
Die gereinigten Phagen werden in die gewünschte Darreichungsform gebracht, z. B. in flüssige Suspensionen, Kapseln oder Cremes, je nach dem vorgesehenen Verabreichungsweg. Durch Qualitätskontrollmaßnahmen wird sichergestellt, dass Konzentration, Reinheit und Wirksamkeit des Phagenpräparats den spezifischen Standards und Anforderungen entsprechen.

5. Verabreichung an den Patienten:
Die vorbereiteten Phagen werden dann dem Patienten verabreicht, in der Regel oral, topisch oder intravenös, je nach Art und Ort der Infektion. Phagen binden sich an spezifische Rezeptoren auf der Oberfläche der krankmachenden Bakterien und heften sich daran. Sie injizieren ihr genetisches Material (DNA oder RNA) in die Bakterienzelle. Die neu produzierten Phagen verursachen den Tod (Lyse) der infizierten Bakterienzelle. Die Zelllyse führt zur Freisetzung einer großen Anzahl von Phagen-Nachkommen, die dann andere Zielbakterien in der Umgebung infizieren und zerstören können. 

Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass die Phagentherapie in vielen Teilen der Welt immer noch als experimentelle Behandlung gilt und dass weitere Forschung und klinische Studien erforderlich sind, um ihre Sicherheit und Wirksamkeit zu belegen. Die Phagentherapie ist ein relativ neues und sich noch entwickelndes Gebiet welches noch vor einigen Herausforderungen steht. Dazu gehören die Notwendigkeit, die passenden Phagen für jede Infektion zu identifizieren, mögliche unerwünschte Immunreaktionen zu vermeiden, das begrenzte Verständnis der Wechselwirkungen zwischen Phagen und dem menschlichen Körper sowie die gesetzlichen Hürden. Forschung und klinische Studien sind unerlässlich, um diese Herausforderungen zu meistern und die Sicherheit und Wirksamkeit der Phagentherapie zu belegen.

Patienten, die an einer Phagentherapie interessiert sind, sollten sich an medizinisches Fachpersonal wenden, das an laufenden Forschungsarbeiten oder klinischen Studien beteiligt ist.

Kontaktstellen für Patienten finden Sie hier.